Lusern, eine kleine Berggemeinde auf 1.333 m im Südosten des Trentino, ist mittlerweile die letzte Sprachinsel des Zimbrischen, einer antiken bairischen Varietät, die noch immer von 90% der Bevölkerung aktiv gesprochen wird.
Lusern befindet am südlichen Rand einer großen Hochebene über dem darunterliegenden Asticotal. Sie erstreckt sich im Westen bis zum Gebiet um Folgaria und Lavarone, im Norden bis zum Vezzenapass, im Osten bis zum Assatalpass und der benachbarten Hochebene der Sieben Gemeinden. Das Gebiet ist geprägt durch natürliche Terassen, tiefe Schluchten und Steilhänge mit Höhenunterschieden von bis zu sechshundert Metern. Im Osten bildet die Torraschlucht seine natürliche Grenze, im Westen die Schlucht des Rio Torto. Die Hochebene umfasst ca. 20 km², von denen derzeit jedoch nur 8 km² verwaltungsrechtlich zur Gemeinde Lusern gehören. Diese liegen alle in den Höhenlagen zwischen 1.200 und 1.550 m. Die restlichen 12 km² sind zahlreichen anderen Gemeinden zugeordnet: Besonders hervorzuheben ist der Anteil der Gemeinde Levico Terme, der einen großen Teil des Gebietes um den Vezzenapass umfasst. Es folgen dann die Gemeinde Caldonazzo mit dem Gebiet um Monterovere und die Gemeinde Lavarone mit den Gebieten um Millegrobbe und Laghetto. Im Süden grenzt das Dorf an die Gemeinden Pedemonte und Casotto, die unmittelbar am Fuß der Hochebene liegen. Das Dorf befindet sich inmitten einer ausgeprägten Hügellandschaft, deren höchste Erhebungen 2.000 m übersteigen. Die Gemeinde besteht aus zwei Teilen, dem Ortsteil Lusern (auf 1.333 m), der sich in ost-westlicher Richtung über dem sogenannten Sankt-Antonius-Tal erstreckt, und dem Ortsteil Tezze (auf 1.288 m), der in einem kleinen Tal westlich der Ortsmitte liegt. Bei der Gemeinde handelt es sich um ein klassisches "Straßendorf", d. h. eine Ortschaft, die entlang einer Straße gewachsen ist. AUf der Anhöhe oberhalb des Ortskerns finden sich einzelne, isolierte Steingebäude, "Hüttn" genannt.
Jenseits des Gipfels von Malga Campo, in einem kleinen Tal oberhalb der Quelle des Flusses Torra, befinden sich die drei Gebäudegruppen des "Ausliegerdorfes" Bisele: Untarhaüsar (die unteren Häuser), Obarhaüsar (die oberen Häuser) und Galen (benannt nach der ortsansässigen Familie Galeno). In der Vergangenheit gab es nur wenige und äußerst schlechte Wege, die das kleine Hochplateau mit den anderen Dörfern der Umgebung verbanden. Der wichtigste Weg war damals der nach Brancafora, der jedoch quer durch das Gebirge und die Steilhänge in das Tal hinunter führte. Es war ein einfacher Bergpfad, der nur unter großen Gefahren und im Winter überhaupt nicht nutzbar war. Die Verbindung zum Vezzenapass und nach Asiago war hingegen durch die alte Straße gesichert, die vom sogenannten "Eck" (das alte, westliche Ende des Dorfes) in Richtung Millegrobbe führt. Die Straße nach Lavarone, heute die Hauptverbindungsstraße ins Tal, wurde in den Jahren zwischen 1882 und 1885 gebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgte der Bau der befahrbaren Straße zwischen Monterovere und Caldonazzo.
Das Erscheinungsbild der Gegend um Lusern wurde stark von der Hand des Menschen geprägt. Die großen Mühen, die die Menschen auf sich nahmen, um in dieser Umgebung überleben zu können, lassen sich an jedem Meter Boden klar ablesen. Das hervorstechendste architektonische Merkmal ist der bearbeitete Fels, der verwendet wurde, um Terassen für Felder und Äcker anzulegen. Auch die weniger steilen Weideflächen sind durch bearbeitete Felsmauern gekennzeichnet. Durch diese Bauwerke sollten die Eigentumsverhältnisse dauerhaft eindeutig erkennbar gemacht werden.
Lusern ist eindeutig als Hochgebirgsgemeinde erkennbar und der Einfluss der dreizehnhundert Höhenmeter ist nicht zu unterschätzen. In den kältesten Monaten des Jahres dringt der kalte Nordwind in aller Stärke in den Ort ein, da er auf seinem Weg dorthin nur durch wenige Hindernisse abgeschwächt wird. Die Ausrichtung nach Südosten und die besondere Höhe des Horizonts relativ zu den nächstgelegenen Bergen sorgen für eine größtmögliche Sonneinstrahlung. Die Niederschläge liegen mit 1.200 mm pro Jahr in einem sehr angenehmen Bereich.
Die Vegetation setzt sich hauptsächlich aus Mischwäldern mit Laub- und Nadelhölzern zusammen. Besonders verbreitet sind Buchen, Lärchen, sowie Rot- und Weißtannen.
Übersetzt aus dem Buch von C. Prezzi: "La vita di allora: risorse e economia nella comunità germanofona di Luserna"